Die beiden letzten Sonntag standen unter dem Motto „Glaube zu Hause“. Wie können wir Weihnachten feiern? Genauer gefragt: Wie können wir es so feiern, dass am Ende nicht nur der Magen satt ist, sondern die Seele? Denn der Hunger nach Freude, Kraft zum Annehmen und Lieben und Friede in Beziehungen ist ja genauso real wie der Bauch…
Glaube zu Hause
Am 12. Dezember gab es den theologischen Vorspann zu „Glaube zu Hause“. Feste feiern gehört zu den Höhepunkten im „Leben zu Hause“. Feste erinnern an besondere Momente. Geburtstage. Hochzeitstage. Firmengründungen. Und in der Bibel an besondere Erfahrungen mit Gott. Anhand eines prophetischen Textes aus dem Buch Maleachi entdeckten wir Spuren des Weihnachtsfests. Mehrere Jahrhunderte vor der Nacht in Bethlehem hat dieser Prophet die Auswirkungen der Geburt von Jesus beschrieben. Das Kind wird „das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwenden und das Herz der Söhne ihren Vätern“. Jesus, ein Friedensstifter. Und sicher gilt das auch für Mütter und Töchter. Väter und Töchter. Mütter und Söhne… Ein deutlicher Hinweis darauf, dass an Weihnachten nicht etwa Harmonie und Idylle gefeiert wird. Eher im Gegenteil: Die Weihnachtsbotschaft bringt die Kraft zur Versöhnung in eine ziemlich unfriedliche Zeit. So konkret formuliert ist der Friedensstifter auch heute nötig, oder?
Eine neue Erfahrung: Werkstattgottesdienst
Am 19. Dezember folgte dann der praktische Teil. Nach einer Anregung von „Glaube zu Hause“ gestalteten wir zum ersten Mal einen Werkstattgottesdienst. In drei unterschiedlichen Gruppen wurden konkrete Vorbereitungen für eine Familienweihnachtsfeier (oder eine WG-Feier, oder Freunde auf Besuch an Heiligabend…) angepackt. Der Saal verwandelte sich in eine klingende Lieder-Probe. Unbekannte und bekannte Weihnachtslieder sattelfest singen, die eigenen Weihnachtshits für zu Hause finden und am Ende gleich eine kleine Sammlung mit Liedern ausleihen können, war der Inhalt dieser Werkstatt. Im Gruppenraum ging es um’s Geschichten erzählen. „Wie kann man die Original-Weihnachtsgeschichte auch nach dem 20. Mal noch spannend erzählen“? Geschichten, die mit orientalischen Düften bereichert, oder Details, die in den eigenen Erfahrungsbereich übertragen werden, werden plötzlich lebendig. Und die Bibeltexte sind auf einmal alles andere als langweilig und „schon 10 mal gehört“. Wetten, dass Sie noch nicht wussten, dass die Strecke von Nazareth nach Bethlehem etwa der Luftlinie Einsiedeln-Basel entspricht? Und das zu Fuss, hochschwanger, mit einem vielleicht bockigen Esel…!
Weihnachten feiern – gerade wenn das Fest vermasselt wurde
Im Foyer gab’s noch eine dritte gutbesuchte Werkstattrunde. Hier lautete die Frage: „Wie können wir Weihnachten feiern, wenn zu Hause dicke Luft ist?“. Was da alles zusammenkam. Festzeit heisst eben nicht, dass sich nun alle zwischenmenschlichen Probleme in sanfte Idylle auflösen. Eher vom Gegenteil sprachen die gesammelten „Stolpersteine“. Von stillen Erwartungen, über leere Gespräche bis zur Frage, wie man es schafft, dass Weihnachten mehr bedeutet als ein Haufen Geschenke auszupacken. – Und wieder ging’s ganz praktisch los, Antworten zu suchen. Die vielen Titel, die Jesus erstaunlicherweise sogar schon vor seiner Geburt erhielt, waren eine wahre Fundgrube. Wenn Streit das Fest verdorben hat, dann erinnert die Krippe an den Jesus, der „Friedefürst“ ist. Ein machtvoller Friedensstifter, der einen Weg findet, zwei Parteien zum erlösenden „Es tut mir leid“ zu führen. Oder wenn Traurigkeit übriggeblieben ist, erinnert nicht nur das Sternenwunder von Bethlehem daran, dass Jesus „Lichtbringer“ ist. Er kann dunkle Gedanken aufhellen. Ermutigt, dass die Weihnachtsbotschaft nicht für die „heile Welt“, sondern gerade für die misslungenen Fälle gemeint ist, feierten alle zusammen am Ende das Abendmahl. Auch ein Fest, das genau an diese barmherzige Hilfe von Gott erinnert. Bleibt als letzter Schritt dieser zwei Gottesdienste die Feier am 24. Dezember in den verschiedenen Häusern und Wohnungen. Ich bin gespannt, auf welche Weise sie zur „frohen Botschaft“ wird.
Samuel Rath