Wie wäre es, einander zum Valentinstag neben Blumen, Pralinen oder grösseren käuflichen Überraschungen eine Aufmerksamkeit der ganz besonderen Art zu schenken? Wie wäre es zum Beispiel mit einer Portion Anregungen für ein besseres Miteinander? Wer weiss – vielleicht ist es dir ja gar nicht ums Feiern zum Valentinstag zumute. Vielleicht haben Fehler und enttäuschte Erwartungen die Romantik schon länger aus der Beziehung vertrieben? Das muss nicht das Ende sein. Liebe ist lernbar…
„So bin ich eben“
Ein Satz mit vielen Bedeutungen. Feststellend. Entschuldigend. Abwehrend. Häufig sind die Umstände wenig romantisch, wenn in einer Beziehung der Satz fällt: „Du musst mich schon so nehmen, wie ich halt bin.“ Dabei stand am Anfang der Liebe doch gerade die Faszination daran, dass der andere so ist, wie er ist. Wie konnte aus Positiv Negativ werden? Wie kann ein Paar umkehren aus der belastenden Sackgasse von Veränderungswünschen und Verweigerung? Woraus wächst die Kraft zu Annahme und persönlicher Veränderung?
Zwei Welten
Claudia ist wieder enttäuscht. Harry hat fast wortlos sein Essen in sich hineingestopft und ist anschliessend im Hobbykeller verschwunden. Nicht, dass sie das nicht verstehen könnte. Er war seit morgens halb sieben unterwegs. Nicht, dass er unfreundlich wäre. Aber so geht es fast jeden Abend. Keine Zeit zum Erzählen, wie’s am Tag lief. Sie kommt sich überflüssig vor. Die Beziehung ist eigentlich keine mehr – so empfindet sie immer stärker. Und es bringt sie langsam in Rage.
Harry hat wieder einmal den Stress in der Firma überlebt. Bis kurz vor fünf war er unter Hochspannung. Der Verkehr durch die Rush-Hour raubte ihm die letzten Reserven an Nerven. Sobald er die Haustüre hinter sich geschlossen hat, fällt er in eine Art Trance. Endlich ist der Druck weg. Er setzt sich an den Tisch. Geniesst vorwiegend schweigend die Ruhe nach dem Sturm. Er fühlt sich, als sei er gerade aus Seenot an den Strand einer Insel gespült worden. Der Abend ist eine Art Reset-Taste, um den übervollen Tag endlich abzuschalten. Und er freut sich, nach all dem Müssen, nun endlich im Keller an seinem Möbelstück weiterschreinern zu dürfen.
Wenn die Liebe Schaden nimmt
Jeder für sich erlebt eine schlüssige Geschichte. Was aber nicht heisst, dass auch die gemeinsame Geschichte dadurch schlüssig wäre. Im Gegenteil. Irgendwann explodieren die angestauten Erwartungen. Claudia wünscht sich mehr Zeit mit Harry. Und Harry blockt ab und verteidigt sein Bedürfnis nach Ruhe und einer erholsamen Tätigkeit in seiner Freizeit. Und so taucht das Beziehungsklima langsam aber sicher unter den Nullpunkt. Auch in anderen Auseinandersetzungen ist das Muster von Fordern und Verweigern erkennbar. Wie Unkraut überwuchert dieses Gegeneinander Stück um Stück des Alltagslebens. Und das Tragische: unter dem Unkrautteppich verkümmert die Liebe langsam aber sicher.
Fragen an Wünschende und Ablehnende
„Wie sieht der ‚richtige‘ Umgang mit Veränderungswünschen aus? Das ist gar nicht so leicht zu sagen,“ meint Paarberater Hans Jelluschek. Da sich einfache Regeln hier nicht aufstellen lassen, empfiehlt er, sich Fragen zu stellen. Fragen zur Berechtigung der Erwartungen. Zur Bereitschaft, auf die Erwartung des anderen einzugehen. Und zum Weg, statt absoluter Forderungen und genauso absoluten Verweigerungen einen neuen gemeinsamen Weg zu suchen.
Annahme und Veränderung – ein Widerspruch?
Es ist so leicht, völlige Annahme zu erwarten. „Wenn du mich wirklich liebst, dann musst du mich nehmen, wie ich bin. So bin ich eben!“ Doch was ist mit Veränderung? Ist es richtig – geschweige denn weise – auf diesen Satz zu pochen und sich damit Veränderungen zu verweigern? Warum eigentlich? Wir sind überzeugt, dass Eltern ihre Kinder bedingungslos lieben sollten. Und gleichzeitig erachten wir Erziehung für wichtig. Wir verbinden damit die beiden Anliegen automatisch. Liebe und Veränderung gehören zusammen. Annehmende Liebe sorgt für ein Klima der Geduld und eine Kultur der kleinen Fortschritte.
Annehmende Liebe ist göttlich
Für Christen ist „annehmende Liebe“ kein unbekanntes Wort. Die Beziehung zwischen Gott und Menschen baut auf dieser Liebe. So hat es Jesus wieder und wieder erklärt. Gott ist wie ein Vater, und wer sich ihm anvertraut, den macht er zu seinem Kind. Ein Kind, das geliebt ist, auch wenn es noch Dinge gibt – im Charakter, im Leben, in Einstellungen und Verhalten – die nicht OK sind. Das ist die Bedeutung von Gnade. Aber damit ist mit Gottes Vaterliebe noch lange nicht Schluss. Sie geht weiter. Sie erzieht. Sie hilft zur Veränderung – einer echten Veränderung aus Liebe. Glücklich, wer in dieser tiefen Beziehung bei Gott geborgen ist. Aus dieser tragfähigen Gottesliebe heraus ist echte Veränderung möglich – auch, oder gerade dort, wo der Ehepartner es vielleicht schon lange gewünscht oder gar gefordert hatte.
Mehr dazu in unserem Gottesdienst zum Valentinstag, 14. Februar 2016, 10.00 Uhr.