Zur Serie: Generationen miteinander. Das Interview mit dem ‚Team Jugend‘ führte Samuel Rath.
„Mit dem Alter kommt der Psalter“. So fasst das Sprichwort die Wahrnehmung in Worte, dass in vielen Kirchen eher ältere Generationen anzutreffen sind. „Das Durchschnittsalter protestantischer Gottesdienstbesucher liegt deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung“, bestätigt auch der deutsche Theologe Thomas Klie. Es gibt aber auch Abweichungen vom Klischee. Marianne, Britta, Sarah und Linda, aktiv als „Team Jugend“ in der Freien Evangelischen Gemeinde Einsiedeln, gestalteten am Sonntag einen besonderen Gottesdienst zum Thema „Generationen miteinander“. Grund genug, einige Fragen zu ihren Eindrücken und Entdeckungen mit Jugendlichen in unserer Kirche zu stellen.
Was ist eure Erfahrung mit der jungen Generation in unserer Gemeinde? Gibt es sie überhaupt?
Britta: Ja, die gibt es. Ich glaube, die Jugendlichen sind genauso auf der Suche nach Gott und dem Glauben. Mit der Pubertät stellt man sich oft die Frage: „Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Was möchte ich mit meinem Leben überhaupt machen?“. Gott möchte eine Beziehung mit uns haben und uns im Leben helfen, Schritte zu machen und vorwärts zu kommen. Sie brauchen vielleicht andere Formen, die ihnen helfen, etwas aufzunehmen. Aber schlussendlich sind sie genauso interessiert.
Linda: Mir fällt auf, dass unsere Jugendlichen sehr treu in den Gottesdienst kommen, auch wenn sie vielleicht manchmal sagen: „Das ist nicht ganz mein Stil“. Sie sind trotzdem treu dabei und investieren sich auch in die Gemeinde.
Gibt es Belege, dass Jugendliche mit echtem Interesse dabei sind? Es könnte ja auch sein, dass in gläubigen Familien der gemeinsame Gottesdienstbesucht einfach eine Tradition ist?
Sara: Da sehen wir manchmal sogar das Gegenteil. Es gibt Jugendliche, deren Eltern selbst nicht in unseren Gottesdienst kommen. Sie brauchen aber auch Strukturen, wie zum Beispiel den Jugendhauskreis. Das ist ein Ort, den wir anbieten wollen, damit der persönliche Glaube im gegenseitigen Austausch und der Gemeinschaft wachsen kann.
Ihr engagiert euch in der Jugendabeit. Gibt es etwas, das euch als etwas junge Erwachsene bei den 13-20 Jährigen besonders fasziniert?
Britta: Ich finde es so spannend, Jugendliche ein Stück weit zu begleiten, mit ihnen die Frage zu stellen, welche Träume sie haben, wohin ihr Leben gehen soll und sie zu ermutigen, konkret zu werden.
Sara: Sie haben einfach Zeit. Du fragst: „Kommst du mit?“, und sie sind dabei. Ihr Alltag ist nicht schon total verplant.
Britta: Was mir auch gefällt sind die offenen Fragen. „Wie hast du das gemacht? Was kann ich eigentlich gut?“. Sie stellen viele Fragen, die wichtig sind.
Am Sonntag habt ihr einen Gottesdienst zur aktuellen Serie „Generationen miteinander“ gestaltet. Hinter der Serie steht der Traum von einem ganzheitlichen Miteinander aller Altersgruppen. Eltern-Kind-Beziehungen, die ein tragfähiges Fundament fürs Leben bilden. Jugendliche, die als neue Generation wahr- und ernstgenommen werden. Ältere, die nicht ausgemustert werden, sondern mit ihren Errungenschaften und ihrer Lebenserfahrung wertvoll bleiben. Erwachsene zwischen 30 und 50, die in ihren oft kräftezehrenden Rollen verstanden und ermutigt werden. Wie habt ihr dieses vielseitige Thema angepackt?
Linda: Wir wollten das Thema mit ganz unterschiedlichen Mitteln sichtbar machen. Eins waren Lieder. Ein anderes das Theater. Wir haben in die Bibel geschaut. Praktische Erfahrungen in Interviews gezeigt. Und zum Schluss haben wir in kleinen Gruppen die Möglichkeit geboten, über das zu reden, was einen selbst dazu beschäftigt.
Was hat das „Miteinander der Generationen“ mit der Bibel zu tun? Wo seid ihr fündig geworden?
Linda: Wir haben die Geschichte von Elia und Elisa gewählt und in dieser Geschichte den Schwerpunkt „Jüngerschaft“ nachverfolgt und betont.
Kannst du „Jüngerschaft“ kurz erklären?
Linda: Das heisst, dass eine Person, die im Leben und auch in der Beziehung mit Gott schon mehr Erfahrung hat, eine jüngere Person bildlich an die Hand nimmt. Sie gehen ein Stück Weg gemeinsam und der Erfahrenere lässt den anderen in sein Leben blicken. So kann der Jüngere wachsen und reifen.
Was war in einem Satz die Kernaussage, die euch wichtig war?
Linda: Im generationenübergreifenden Schaffen sind gute Beziehungen eigentlich das Wichtigste.
Ihr habt als Team keinen sogenannten „Jugendgottesdienst“ gestaltet, zu dem nur Jugendliche eingeladen waren. Die ganze Gemeinde war dabei. Wie habt ihr die unterschiedlichen Generationen einbezogen?
Sara: Das begann zum Beispiel bei der „Worship-Band“. Wir haben geschaut, was schon da ist. Und in der Gruppe spielten schon verschiedene Generationen zusammen. Auch bei den Interviews war das so. Wir haben gefragt: „Von welchen Ehepaaren in der Gemeinde weiss ich etwas, wie sie mit anderen Generationen zusammen unterwegs sind?“.
Marianne, du hast meines Wissens auch bei der Auswahl der Lieder die Generationenfrage einbezogen. Wie?
Marianne: Für mich war wichtig, dass es deutlich wird, dass wir einander als Christen einfach grundsätzlich gegenseitig brauchen. Egal in welcher Altersgruppe wir sind. Und andererseits, dass jeder von uns etwas zu geben hat. Dass es jeden von uns braucht, um einander zu dienen und zu unterstützen. Und dass man das nur kann, wenn wir die Ruhe bei Gott finden. Dass wir die Liebe von Gott sehen sollen, die er für jeden von uns hat. Und dann wird klar, dass wir die Älteren brauchen. Und auch die Älteren brauchen uns.
Wo wart ihr selbst von einem Impuls aus anderen Generationen beeindruckt?
Marianne: Als die Frage im Interview gestellt wurde: „Was kann ich von den Jüngeren lernen?“, sagte jemand: „Es ist mir wichtig zu erfahren, in welcher Welt Jugendliche leben. Dadurch wird mein Horizont grösser und ich kann selbst weiter wachsen“. Irgendwo hat mich das berührt, zu merken, dass sich jemand für mich interessiert. Da ist nicht nur die Erwartung, dass ich von ihm lerne, sondern ein offenes Herz, das jemand auch von mir lernen will.
Der Gottesdienst ist nur ein Teil des Lebens. Wo nehmt ihr die gegenseitige Unterstützung der Generationen über den Sonntag im Alltag hinaus wahr?
Linda: Ein konkretes Beispiel ist, dass wir uns als Team etwa einmal im Monat von einem älteren Ehepaar coachen lassen. Von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen können wir viel profitieren.
Marianne: Auch ich habe Kontakt mit einer Frau, die mir viel von ihrer Erfahrung im Leben und mit Gott weitergibt. Und das bringt mich auch in den Fragen, die ich habe, für meine Visionen, was mich in meinem Leben beschäftigt, weiter.
Linda: Und ganz klar auch: die Eltern. Wenn ich ihnen aus meiner Lebenssituation erzähle und sie offen sind zuzuhören.
Britta: Und auch die Grosseltern. Die immer bereit sind, Anliegen zum Beten anzunehmen. Von denen ich weiss, dass sie für mich beten.
Herzlichen Dank für den Einblick und viel Elan und Weitsicht für eure weiteren Schritte in der Jugendarbeit.